16. März 2023
Seit in der vergangenen Woche in den USA die Silicon Valley Bank (SVB) Pleite gegangen ist, besteht eine gewisse Unruhe auch bei europäischen Banken. In Alarmbereitschaft fielen spätestens dann Volkswirte, als die Schweizer Großbank Credit Suisse zum Teil über 30 Prozent ihres Kurswertes verlor. Heute, am 16. März 2023, war ein Zusammentreffen des Rates der Europäischen Zentralbank geplant, um die geplante Zinserhöhung von 0,5 Prozent für die Anhebung des Leitzinses zu beschließen. Die Sorge vor einem Bankencrash in Europa steigt.
Seit die Silicon Valley Bank Pleite gegangen ist, macht sich im Bankensektor eine Krisenstimmung breit. Anleger, Aktionäre und Investoren ziehen sich zurück, Sparer heben vermehrt ihre Gelder ab. Dennoch gibt es einen großen Unterschied zwischen der schnell gewachsenen mittelgroßen Silicon Valley Bank und Schweizer Riesen Credit Suisse.
Die Silicon Valley Bank musste schließen, weil sie riesige Mengen festverzinslicher Anleihen kaufte und diese behielt. Durch die immer weiter steigenden Zinsen sank der Wert der Papiere, was wiederum der Bank ihr Vermögen kostete. Die Folge war eine nicht mehr abzuwendende Pleite.
Bei der Credit Suisse hingegen machen Anleihen nur einen geringen Teil der Bilanz aus, denn diese wurden in der Vergangenheit enorm verringert. Allerdings spielen auch hier noch andere Faktoren eine Rolle, die zum Wanken des Schweizer Riesen führen können wie beispielsweise Großaktionäre.
So verkündete am 15.03.2023 der Vorstandsvorsitzender der Saudi National Bank, Ammar Al Khudairy, dass die Bank nicht bereit wäre, weiterhin Geld in die Credit Suisse zu pumpen, sprich Aktien zu kaufen. Die Saudi National Bank war 2021 mit rund 1,5 Milliarden Dollar bei der Credit Suisse eingestiegen und hält aktuell 9,8 Prozent der Aktien. Ab 10 Prozent der Aktien würde eine härtere Staatsaufsicht drohen. Zudem gibt es dann strengere Regelungen, Regulierungen und Vorschriften zur Transparenz, weshalb hier die Saudi National Bank auf ihre 9,8 Prozent weiterhin beruhen möchte.
Diese Ansage der saudischen Bank versetzte den europäischen Finanzmarkt in Alarmbereitschaft. Die Credit Suisse verlor dadurch zeitweise fast 30 Prozent ihres Börsenwerts. Der Vorstandsvorsitzender Ulrich Körner versuchte zu beruhigen, jedoch nur mit mässigem Erfolg.
„Wir sind eine starke Bank“, „wir erfüllen und übertreffen im Grunde alle regulatorischen Anforderungen. Unsere Kapital- und Liquiditätsbasis ist sehr, sehr stark.“
Die deutsche Aufsichtsbehörde Bafin, die zum Bundesfinanzministerium, gehört, erklärte, dass es in Deutschland keine Anzeichen gebe, dass ein Bankencrash bevorsteht. Kunden müssen ihr Geld nicht von Banken abziehen, wie die Bafin weiter erklärt. Auch verschiedene namhafte Volkswirte versuchen zu beruhigen, ebenso wie die Ratingagentur Moody’s, die erklärt, dass die Banken in Europa wesentlich weniger Anleihen besitzen als amerikanische Banken. Daher sei es nahezu unwahrscheinlich, dass ein Bankencrash in Europa stattfinden wird.
Auch Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, gibt sich gelassen. Das Problem liegt dieses Mal nicht im schlechten Banking wie es 2008 der Fall war, sondern beim schnellen Zinsanstieg. Je höher die Zinsen steigen, desto mehr können diese Banken belasten. So bleibt es abzuwarten, ob und in welchem Umfang die EZB die Leitzinsen erhöhen wird. Geplant waren 0,5 Prozent.