10. Januar 2014
Der niedrige Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte ein Problem für die Sparkassen und Volksbanken werden. Um herauszufinden, ob und inwieweit dies zutrifft, gaben die Geldhäuser einen Auftrag für ein Gutachten heraus.
Die EZB gibt derzeit einen Leitzins von 0,25 Prozent an. Das bedeutet, dass Geldhäuser für den angegebenen Zinssatz von 0,25 Prozent sich Liquidität bei der EZB verschaffen können und Sparer hingegen oftmals weniger für ihr Erspartes bekommen als bisher. Oft genügt es nicht einmal, die Inflation auszugleichen. Sinn macht es dann meistens nur noch, bei einer Anlagendauer ab einem Jahr, wenn das Geld wenigstens etwas vermehrt werden soll.
Aber auch die Banken leiden unter den geringen Zinsen. Denn geringe Zinsen drücken das Ergebnis. Immer weniger bringen auch die Wertpapiere ein, in die die Banken in der Regel investieren. So bleiben in beiden Fällen die Kosten konstant, bringen aber letzten Endes weniger Gewinn ein.
Und da Sparkassen und Volksbanken hauptsächlich vom Kreditgeschäft leben, bedeutet es für diese, dass die Lage durch die Niedrigzinsen angespannt sein dürfte. Um genaueres herauszufinden, wurde der Wirtschaftsprofessor Bernd Nolte beauftragt, ein Gutachten diesbezüglich zu erstellen.
Die Finanzkrise 2008 brachte beispielsweise Verluste von Marktanteilen in der Baufinanzierung. Diese beliefen sich um – 2,8 Prozent. Die Konsumentenkredite sanken um 3,6 Prozent und die Terminanlagen brachen um 9 Prozent ein.
Durch die niedrigen Zinsen sinken automatisch auch die Ergebnisse. Somit könnte eine Regionalbankenkrise in Deutschland ins Haus stehen, wo Direktbanken und Auslandsbanken erfolgreicher sind. Man ist der Meinung, dass 35 Prozent schon jetzt nicht mehr konkurrenzfähig sind, und dass bis zum Jahre 2018 dieser Prozentsatz noch bis 65 Prozent steigen dürfte, wie in der Studie offenbart wurde.
Der Wirtschaftswissenschaftler stützt seine Analyse auf die sogenannte Kosten-Ertragsquote. Gefährdete Geldinstitute haben demnach eine Quote von 74 Prozent. Das bedeutet, dass 74 Cent aufgewendet werden müssen, um einen Euro Ertrag zu erwirtschaften. Bei einer Quote von 60 Prozent kann ein Institut als wettbewerbsstark eingestuft werden, was aber nach Meinung von Nolte nur 15 Prozent der Sparkassen und Volksbanken auch tatsächlich erreichen. Bis zum Jahre 2018 sollen es gar nur noch 10 Prozent sein.
Commerzbank und Deutsche Bank gelten als große Privatbanken in Deutschland. Aufgrund hoher Rückstellungen liegen hier die Quoten über 90 Prozent, welche allerdings bis zum Jahre 2018 bis auf etwa 65 Prozent sinken könnten.
Sparkassen und Volksbanken haben durch ihr dichtes Filialnetz sowie Service und Beratung eher hohe Personalkosten. Diese sind ein wichtiger Grund für die schwachen Erträge dieser Institute. Stellenabbau und Filialschließungen sind aber nicht einfach realisierbar. Mitarbeitereinsatz und Filialstruktur müssen demnach kundenorientiert überarbeitet werden, wie Nolte mitteilte.
Eine Analyse der Rückwirkungen des Niedrigzinsumfelds mit Blick auf mögliche Gefährdungen auf Sparkassen und Volksbanken wären ein Thema für den Ausschuss für Finanzstabilität, zu dem auch Vertreter des Finanzministeriums und der Bundesbank gehören.
Sparer müssen sich allerdings keine Sorgen um ihr Geld machen, da ihre Einlagen über Einlagensicherungsfonds geschützt sind, wie Experten mitteilen. Wie man möglicherweise Kosten senken kann, ohne die Leistungen zu senken, wird eine wichtige Aufgabe für die betroffenen Institute sein.
Um gleich einen Alarm für die deutschen Regionalbanken auszurufen, wäre völlig übertrieben, wie sich ein Vertreter des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes äußerte. Man verfüge über genügend Kapital, um mehrere Jahre eine Phase von Niedrigzinsen zu überstehen.
Auch ein Vertreter der VR-Banken bestätigte, dass aus seiner Sicht die Ergebnissituation in den kommenden Jahren stabil sein wird. Schließlich gehöre man zu den ertragreichsten Bankgruppen Deutschlands.
Quelle: focus.de
Siehe auch:
Liste der Sparkassen in Deutschland
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